Im Vergleich zu anderen Qi Gong Stilen zeichnet sich das Chan Mi Qi Gong durch seine besonders weichen, fließenden und wellenförmigen Bewegungen aus. Diese Bewegungen beginnen in der Wirbelsäule und breiten sich durch den gesamten Körper aus, sodass alle Gelenke sanft beweget werden. Der Fokus auf die Wirbelsäule ist einzigartig im Chan Mi Gong und ermöglicht, das Qi entlang der Wirbelsäule sowie im ganzen Körper zu aktivieren und zu harmonisieren. Während andere Qi Gong Stile auf statische Haltungen oder einfache Bewegungsmuster setzen, betont das Chan Mi Qi Gong die Beweglichkeit und Flexibilität der Wirbelsäule, was als eine tiefe, innere Massage der Wirbelsäulenmuskulatur und davon ausgehend aller Strukturen des Körpers wirken kann.
Das Chan Mi Gong ist ein System, das die Yin-Aspekte der Übung besonders betont. Es ist ein ruhiges, meditatives Qi Gong in dem es einerseits viel um Spüren und Innenschau geht, dessen Wirkungen andererseits aber auch sehr kraftvoll sein können und eine schnelle Aktivierung sowie Stärkung des Qi ermöglichen.
Die verschiedenen Methoden des Chan Mi Gong bauen auf einer Basisübung auf, welche die Grundlage aller weiterführenden Übungen bildet. Zur Aktivierung des Qi wird im Chan Mi Gong auch mit verschiedenen Mantren und Mudren (speziellen Handhaltungen) gerarbeitet. Neben den bewegten Übungen, gibt es im Übungssystem eine ganze Reihe verschiedener Methoden, die in stiller Meditation ohne äußere Bewegung praktiziert werden.
Chan Mi Qi Gong oder kurz Chan Mi Gong ist ein Qi Gong mit buddhistischen Wurzeln in den Traditionen des chinesischen Chan sowie des esoterisch/tantrischen Buddhismus bzw. des Vajarayana. Chan bedeutet im chinesischen „Zen“ und „Mi“ kann mit geheim übersetzt werden, was auf die tiefgründigen und oft verborgenen Aspekte dieser Praxis hinweist. Deshalb wird es auch „geheimes Zen Qi Gong“ genannt. Wo und wann genau das Chan Mi Qi Gong genau entstanden ist, bleibt umstritten. Einige Quellen verweisen darauf, dass es ursprünglich auf schamanische Praktiken aus vorbuddhistischen Zeiten zurückgeht, die bereits vor 5.000 Jahren im Himalaya praktiziert worden sind.
Die Übungen des Chan Mi Qi Gong, die man zuvor ausschließlich mündlich in ausgewählten Kreisen und familiär überlieferte, wurden erstmals Ende des 20. Jahrhunderts von Großmeister Liu Han Wen (1921-2004) schriftlich festgehalten und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das System besteht aus mindestens 26 überlieferten Methoden und Formen.